Wissenswertes über die

Seisenbergklamm



Geschichte

Im Jahre 1831 wurde die Klamm erstmals für Besucher begehbar gemacht. Aus diesem Jahre stammt die lateinische Jahreszahl MDCCCXXXI (1831) unter den beiden Wappen des österreichischen Kaiserhauses und König Ludwigs von Bayern im sogenannten Rockstroh-Dom in der Dunkelklamm.

 

Das bayerische Wappen weist auf den Umstand hin, dass die Salinenkonvention zu diesem Zeitpunkt bereits das Triften des Brennholzes durch die Seisenbergklamm und weiter auf der Saalach in das bayerische Bad Reichenhall zum Beheizen der Salz-Sudhütten geregelt hat. So sehr pries man diesen Staatsvertrag, dass man diese Reliefmeißelung vornahm und darunter setzte „Vos saxa loquuntur“, das übersetzt „Euch preisen die Felsen“ heißt.

 

Der Zeit entsprechend sind diese Worte stark verwittert und wurden daher im Jubiläumsjahr 1981 wieder neu in den Fels gemeißelt.

 

Holzknechte errichteten im Jahre 1831 einen Triftweg durch die Seisenbergklamm. Sie legten Wege, Steige, Stiegen und Brücken an und machten somit die Klamm begehbar.

 

Im Jahre 1912 wurde der Zugangsweg zur Klamm neu errichtet und alle Anlagen der Klamm ausgebessert.

 

Der Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 war Auslöser vieler schlechter Jahre. 1916 zerstörte ein Hochwasser die Klamm vollends. Nahezu acht Jahre blieb die Klamm unbegehbar.

 

Erst als die Sektion Dresden die Klamm übernahm, erfolgte die Erneuerung des Klammausbaues in den Jahren 1924/1925. Am 26. Juli 1925 wurde die Klamm eingeweiht und der Öffentlichkeit übergeben. Wirtschaftliche und politische Krisen unterbrachen aber bald wieder die Aufwärtsentwicklung. Der Zweite Weltkrieg folgte. Inzwischen hatte aber im Jahre 1940 ein Unwetter abermals die Klammanlagen zerstört.

 

Erst im Jahre 1953 wagten Männer der jungen, kleinen Gemeinde Weißbach den Ausbau der Seisenbergklamm, der 1954 beendet werden konnte. Alljährlich fallen Wiederherstellungsarbeiten an, die Schneedruck und Unwetter verursachen.

 

Die Klamm im Seisenberg zu Weißbach ist als „naturwissenschaftliches Dokument für Bildung von charakteristischen und besonders leicht zugänglichen Erosionskolken als Lehrbeispiel besonderer Art“ im Jahre 1974 zum Naturdenkmal des Landes Salzburg erklärt worden.

Die lateinische Jahreszahl MDCCCXXXI (1831) unter den beiden Wappen des österreichischen Kaiserhauses und König Ludwigs von Bayern
Die lateinische Jahreszahl MDCCCXXXI (1831) unter den beiden Wappen des österreichischen Kaiserhauses und König Ludwigs von Bayern

Werden und Sein der Klamm im Seisenberg

Die Wissenschaft stellt fest, dass vor 12.000 Jahren das Eis der letzten großen Eiszeit in den Alpen abgeschmolzen war. Das Eis hatte Berge und Täler gewaltig verformt, im Wesentlichen so, wie wir sie heute erleben und sehen. Das verhältnismäßig kleine Weißbachtal blieb mit seiner Talsohle bei 100 Meter über der Sohle des Haupttales der Saalach „hängen“. Dem Eis war nicht mehr die Zeit gegeben das Tal bis in Höhe des Haupttales durchzuschürfen. Der Weißbach übernahm diese Arbeit. Er hatte diese Höhenstufe als Wasserfall ins Saalachtal stürzend, zu überwinden. Dabei grub er sich, unterstützt durch Gestein und Sand, immer tiefer in den Boden dieser Talstufe ein. Heute stehen wir staunend vor diesem Werk der Natur, das wir als Seisenbergklamm bezeichnen. Sie ist 600 Meter lang, 50 Meter tief und weist Engstellen bis 80 Zentimeter auf. Nach ihrem geologischen Aufbau ist sie in zwei Teile zu trennen.

Der vordere Teil bis 400 m lang, ist dank der weicheren Liaskalke der Jura vom Weißbach zu einem schluchtartigen Tal ausgeweitet worden, bei dem sogar Teile der Hänge zu beiden Seiten ausgebuchtet und erweitert wurden. Hier wuchern am Bachrand  verschiedene Kräuter und an den Hängen wachsen Stauden und sogar Bäume. Gleich hinter dieser Vorklamm schiebt sich quer durch den Seisenberg ein Felsriegel aus wesentlich härterem Gestein des Dachsteinkalkes. Hier hatte und hat der Weißbach schwere Arbeit zu leisten. Er fräste, sägte und kratzte sich unermüdlich jährlich durchschnittlich bis zu 4 - 5 mm in den harten Fels ein. Und trotzdem entstanden hier Halbhöhlen und Kolke ansehnlicher Größe und Tiefe. Kaum noch dringt Tageslicht ein, sodass dieser Teil der Klamm den bezeichnenden Namen „Dunkelklamm“ erhielt.

An den steilen, glatten Wänden dieser feuchten Engen wuchern verschiedene Moose (Dachmoose), und überziehen so den Fels mit dunklem, grünem Samt. Ein unheimliches Rauschen, Sausen und Brausen durchdringt die Dunkelheit. Verständlich, dass die bajuwarischen Einwanderer diesen Berg, diese unnützbare und unzugängliche Klamm und Berg, als „G‘säusenberg“ bzw. Seisenberg bezeichneten. Wenn auch die Vorklamm für waghalsige Eindringlinge erreichbar war, die Dunkelklamm blieb unzugänglich und somit Aufenthalt böser, unheimlicher Geister, die man nicht herausfordern durfte. Wohl erlebte man ihren Zorn bei Hochwasser
aus dem Seisenberg.

Geologischer Aufbau der Klamm

Die nordöstlich von Weißbach bei Lofer im Mittelpinzgau gelegene Seisenbergklamm ist auf einer Länge von ca. 600 m bis 50 m in den Fels eingeschnitten.

 

Das umgebende Gestein ist der „Dachsteinkalk“ aus der oberen Trias Zeit und etwa 200 Jahrmillionen alt. Dieses grob gebankte Gestein gehört zur tiefer gelegenen Unterlage der so genannten „Tirolischen Decke“ der nördlichen Kalkalpen, welche von einer höheren Baueinheit, der so genannten „Hallstätter Decke“ auf weite Strecke vor Jahrmillionen überschoben wurde. Reste dieser höheren Decke, die der Erosion der Gletscher und Flüsse standgehalten haben, sind der Hochkranz (1953 m) im Süden und der Gerhardstein (1536 m) im Norden der Seisenbergklamm.

 

Die Klamm selbst folgt einer alten tektonischen Anlage, die als so genannte „Torrener-Joch-Zone“ über das Bluntau- bis ins Lammertal weit nach Osten reicht. Das die Klamm durchfließende Gerinne, der Weißbach, hat seit der letzten Eiszeit vor ca. 12.000 Jahren sein Bett immer tiefer in die weicheren Deckschichten aus Juragesteinen („Liaskalke“) gegraben, die heute noch nördlich und südlich der Klamm am Rande des Tales sichtbar sind.

 

Im vergleichsweise harten Dachsteinkalk hat das Wasser tiefe und breite Kolke ausgewaschen, die im hinteren Teil der Klamm – der so genannten „Dunkelklamm“ – hallen- und domkuppelartigen Charakter haben und mit ihren glatten gewölbten Wänden überaus eindrucksvolles Zeugnis von der Gewalt des fließenden Wassers geben.

 

Am oberen Ende der schlangenartig gewundenen Klamm schießt ein starker Wasserfall über einen Katarakt aus Kolken talwärts.

 

Die 1831 durch Steiganlagen erstmals erschlossene und 1925 bzw. 1953-54 renovierte Seisenbergklamm ist ein naturwissenschaftliches Dokument für die Bildung von Erosionskolken, wie es in derart charakteristischer Weise kaum anderswo im Land Salzburg derartig leicht zugänglich studiert werden kann. Sie ist daher ein Anschauungsobjekt und Lehrbeispiel von besonderem Rang und außerdem auch für den nicht vorgebildeten Besucher ein Erlebnis besonderer Art. Ihre Eigenart rechtfertigt somit eine Erklärung zum Naturdenkmal, zumal die Seisenbergklamm hiedurch auch zukünftig erhalten bleiben wird.

 

Dr. Rudolf Vogeltanz

Oberweißbach 16

5093 Weißbach bei Lofer

Österreich